Auf Einladung des „Männerchores Kirrlach“ gastierte der Juniata-College-Konzertchor im Rahmen seiner Frühlingstournee in der Katholischen Kirche St. Kornelius und Cyprian – eine großartige Idee, wie sich herausstellen sollte.
Das Horsd’œuvre präsentierte der Gastgeber selbst mit sechs Kompositionen, darunter „Nachtgesang im Walde“ von Franz Schubert, sehr sicher am Klavier begleitet von Felix Müller, und die anspruchsvolle „Saltarelle“ op. 74 nach Rossini von Camille Saint-Saëns. Mag auch der Zusammenschluss der beiden Männerchöre des „Frohsinn“ und des „Liederkranz“ rationellen Erwägungen entsprungen sein, der ideelle Wert kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, hat man doch das Gefühl, dass hier etwas zusammenwächst, was zusammengehört. Chorleiter Richard Trares ist mit seiner Arbeit auf dem besten Weg, die schönen Männerstimmen zu einem homogenen Klangkörper zu formen, lässt er doch schon jetzt insbesondere hinsichtlich rhythmischer Präzision keine Wünsche offen.
Das US-weit bekannte Juniata College der „freien Künste“ mitten in den Bergen von Pennsylvanien bietet ein schönes Ambiente für 1400 Studierende. Das vorrangige Ziel der Fakultät Musik ist es, „die Fähigkeiten als Aufführende zu entwickeln, die Feinheiten des musikalischen Ausdrucks zu empfinden und die Musik als kulturellen Spiegel zu erkennen“. Was dabei herauskommt, lässt den Zuhörer nur staunen: Die Gesänge aus der Renaissance bis zur Gegenwart unter dem sicheren, bisweilen suggestiven Dirigat ihres Leiters Russ Shelley führen zu nachhaltigen Erlebnissen. Die glasklaren Stimmen und die hohe Musikalität machen vergessen, wie schwierig die zahlreich vertretenen modernen Chorwerke zu realisieren sind. Es gibt keinerlei intonatorische Probleme, selbst dann nicht, wenn der Chor in sich im Kirchenraum verteilt und eine Art Bannkreis bildend den Hörer „gefangennimmt“. Spätestens dann wird einem bewusst, welche Macht die Musik über die Herzen der Menschen haben kann. Einfach einmal tief durchatmen, verzaubert zuhören, sich versenken in die herrliche Vokalmusik eines Monteverdi, Sweelinck, Grieg, Rheinberger, Dubois, Britten. Und wenn dann schließlich die jungen 50 Sängerinnen und Sänger Dawsons bekanntes „Soon Ah Will be Done“ mit seinen temporeichen Phrasen und synkopischen Einwürfen das Publikum bezaubern, ist man überzeugt, eine Sternstunde hochkultivierten A-cappella-Gesangs erlebt zu haben.
Herbert Menrath