Großartiger Ausklang des 150jährigen Jubiläums

Don Camillo und Peppone vertrugen sich glänzend

Nach alter Tradition beginnt jeder Fest-Montag mit einem Wellfleischessen. So war es auch zu Beginn des Festausklangs beim 150ten Liederkranz-Jubiläum. Die Schweineköpfe, Schälrippchen und Schnitzel mundeten im voll besetzten Festzelt bis in den späten Nachmittag hinein. Die hervorragend durch Erich Freidel geleitete Küche, die er auch an den vorangegangenen Festtagen mit wechselnden Teams managte, funktionierte wie am Schnürchen. Mancher Gast riskierte sogar einen Dauerhock in Erwartung der Gaudi am Abend und wurde nicht enttäuscht. Wer glaubt, der Gesangswettbewerb der gesangsungeübten Kirrlacher Ortsvereine sei ein langweiliges Unterfangen, unterlag einem gewaltigen Irrtum. Köstlich, humorvoll, ja zum Schreien waren die fantasievollen Auftritte der acht Laienchöre (na ja, bei fast jeder Gruppe konnte man einzelne Gesichter aus dem Liederkranz-Männer- und Gospelchor ausmachen). Pünktlich um 19:30 Uhrsah man, von Junker Michael Heger mit der Vereinsfahne geleitet, drei ganz in schwarz gehüllte, sonnenbebrillte Preisrichter einmarschieren. Zunächst waren die ehrwürdigen Musikwissenschaftler Reiner Senger, Artur J. Hofmann und Pfarrer Christian Breunig  kaum zu erkennen. Schließlich erkannte man sie doch, als Ehrenvorstand Max Oechsler, der übrigens kurzweilig und charmant durch das Programm führte, jeden einzeln vorstellte.

Die Wettbewerbskandidaten hatten kaum Zeit, sich in Angstpsychosen zu verlieren, denn wie in Kirrlach üblich, ging es gleich zur Sache.

Der Heimatverein Kirrlach „ging Einsam durch die Straßen“ und suchte in Form eines „Heimatliedes aus den Bergen“ den Frieden. Vermutlich haben sie ihn gefunden, denn an diesem Montag war die WM spielfrei. Preisrichter  Hofmann fand die Vortragsweise „gschmodisch , weil die Buwe ‚s Maul ghalde hawwe“.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Die Freien Wähler meinten: „Überall, wo wir Spraddl sind“ dürften auch Wiesentaler Frauen dabeisein, denn das war offensichtlich der Fall. Durch die Aussage ihres Frontmanns Jürgen Hofmann, dass unser „Strossebohn“ nicht nach „Grone“ fährt, zeigten sie sich laut PreisrichterArtur J. Hofmann durchaus als wählbar.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Der Tennisclub Kirrlach hatte „Heimweh“ nach Freddy und legte gleich darauf einen „Ring of fire“. Da hat’s wirklich gebrannt! Kein Wunder, wenn die Zuhörer Zugaben forderten, waren doch in der Gruppe gleich 4 Gospelsänger auszumachen.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Die Gruppe Bitz (angeblich ein Stammtisch, aber mit einem großen Anteil Männerchorsänger) suchte „Jenseits des Tales“ einen „Alpenjodler“ auf den Lippen  „Eine Handvoll Heimaterde“  Der Erfolg war vorprogrammiert, hatte man doch Deutschlands besten Vizedirigenten Dieter Bitz an der Front, der vermeintlich im Vollrausch ohne Stimmgabel noch den richtigen Ton findet.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Zum Brüllen war der originell vorgetragene „Königsjodler“ der SPD. Disharmonisch zu singen ist auch eine Kunst. Kein Wunder, dass sich das Echo rettungslos im Hintergrund verhedderte. Moderator Max Oechsler ließ sich spontan als erster Jodelkursteilnehmer eintragen. Die Eigenkomposition „Hallo Liederkranz“ war einfach perfekt. Hier stimmte alles, auch die Quote

(7 Frauen und 7 Männer). Preisrichter Pfarrer Breunig vermutete zu Recht die leitende Hand unseres OB, den er (entgegen dem filmischen Vorbild) respektvoll mit Peppone verglich. Denn er musste zugeben: „Don Camillo mag dich ganz arg!“ Hier war sich Schwarz und Rot offensichtlich grün.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Der FC Olympia war „An Tagen wie diesen“ ziemlich „Atemlos“ zumal die gestressten Männer andauernd im Vordergrund den Po von Helene Fischer im Blickfeld hatten. Allerdings konnte man sich des Verdachts nicht erwehren, dass sich hinter den auffallend „buschi“gen Augenbrauen jemand anderes verbarg.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Küfers Stammtisch suchte, „Welche Farbe die Welt“ hat. Wahrscheinlich wurde sie gefunden: „Es war in Mexiko“. Verwundert zeigte sich Preisrichter Hofmann darüber, dass auch Frauen zu Stammtischen zugelassen werden. Er bezweifelte, ob sich dies für das Lokal rentiere. Wenn der wüsste!

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Die KiKaGe schoss mit einem Chor der  ehemaligen und amtierenden Prinzessinnen und Prinzen den Vogel ab. Es war mit Kategorie 12 (höchste Stufe bei Wertungssingen) der schwerste und  kürzeste Beitrag des Abends. “Schwer war die Arbeit und schwer war’n die Ketten- Lied aus!“ Nach langem Bitten entschädigte man das rasende Publikum mit zwei Zugaben.

Urteil der Jury: 90 Punkte = Gold.

Die Gruppe schrammte jedoch haarscharf an einer Disqualifikation vorbei, denn man hatte im Vorfeld des Auftritts zwei Bestechungsversuche beobachtet.

Die Spraddl-Sänger setzten noch einen Höhepunkt obendrauf. Einmalig in Deutschland: der OB der Stadt, Walter Heiler, als urkomischer Leiter dieser tollen Truppe. Chor und Solisten zogen alle Register ihres Könnens und durften erst nach weiteren Zugaben die Bühne verlassen.

Ein für Preissingen einmaliges und originelles Ereignis schloss sich dem Spektakel an: Nach der Melodie von „Let it be“ sangen die drei Preisrichter einen von Reiner Senger getexteten Song, der die Höllenqualen dieser Spezies anschaulich verdeutlichte. „Die Jury, die Jury, die lügt nie. Transparent und fair geht es her!“ Auch der geistliche Preisrichter sang mit einer bemerkenswert guten Stimme kräftig mit. Spätestens jetzt musste jeder Zuhörer im Saal feststellen:

Eine rheinische Frohnatur ist am richtigen Ort gelandet!

Zum Abschluss des Wettbewerbs standen nur Sieger auf der Bühne. 12 stattliche Goldpokale wechselten den Besitzer.OB und Preisrichter, die ja auch (außer Konkurrenz) sangen, wurden ebenfalls mit der Trophäe ausgezeichnet.

Dieser Abend war insgesamt ein großartiger Abschluss eines in jeder Hinsicht gelungenen Festes.

Der nunmehr 150 Jahre alte MGV Liederkranz und der 15jährige Gospel-&Jazzchor dankt allen Akteurinnen und Akteuren, die zum Gelingen dieses Kraftaktes beigetragen haben. 

Be.

Die vergoldeten Sieger